top of page

Die große Enttäuschung

Du hast mich enttäuscht! Ich bin von dir enttäuscht! Wie oft hast du das schon gedacht oder gesagt? Was steckt hinter dem Vorwurf, enttäuscht worden zu sein? Wurden wir ent-täuschtge-täuscht oder haben wir uns am Ende vielleicht selbst getäuscht?

Das Gefühl der Enttäuschung stellt sich ein, wenn nicht eingetroffen ist, was wir uns gewünscht haben.

Wenn jemand … nicht die Worte sagt, die wir uns gewünscht haben … sich nicht so verhält, wie wir es erhofft haben … etwas nicht tut, was wir doch so sehr erwartet haben Bei der Interaktion mit anderen Menschen gehen wir unbewusst permanente Tauschgeschäfte ein: Ich gebe dir meine Freundschaft/Liebe/Aufmerksamkeit/Fürsorge/uvm. und tausche dagegen deine Freundschaft/Liebe/Aufmerksamkeit/Fürsorge/uvm. ein. Alles gut, wenn diese Beziehungen sich in ihrer Gegenseitigkeit ausgleichen und wir das Gefühl haben, für unseren Tauschwert einen angemessenen Gegenwert zu erhalten. Was jedoch, wenn sich dieses „Geben und Erhalten“ nicht mehr ausgeglichen anfühlt? Haben wir das Empfinden, für unser wertvolles Angebot keinen entsprechenden Gegenwert zu erhalten, macht sich das Gefühl der Enttäuschung breit. Unser geplantes Tauschgeschäft ist geplatzt!

Enttäuschung heißt: der gewünschte Tauschhandel hat nicht funktioniert. Ich wollte etwas tauschen, doch der andere hat nicht gegengetauscht. Ich bin ent-täuscht worden.

Der andere hat nicht gegengetauscht oder nicht „so“ gegengetauscht, wie ich es erwartet habe. Erschwert werden unsere alltäglichen Tauschgeschäfte dadurch, dass wir zumeist eine ziemlich genaue Vorstellung davon haben, was wir vom anderen als angemessenes Gegentauschangebot erwarten. Wehe, wenn das Tauschangebot nicht im Bezug auf WasWannWoWie unseren Vorstellungen und Erwartungen entspricht. Dann hat der andere uns ent-täuscht. Er trägt die Verantwortung für die Misere. Doch habe nicht vielmehr ich mich im anderen getäuscht? Weil ich davon ausging, dass dieser auch mit mir, nach meinen Vorstellungen, tauschen möchte?


Man ist nicht enttäuscht von dem, was ein Anderer tut oder nicht tut, sondern nur über die eigene Erwartung an den Anderen. -Ralf Kunke

Was hilft, um dem Gefühl der Enttäuschung entgegenzuwirken? Kommunikation. Sprich mit deinem Gegenüber über deine Wünsche und Bedürfnisse. Darüber, was du gerne geben möchtest und darüber, was du dir wünscht, um dich in eurer Beziehung wohl zu fühlen? Was braucht der andere, um sich in eurer Beziehung wohl zu fühlen. Du hast die Freiheit, selbst zu entscheiden, was du geben möchtest. Der andere hat diese Freiheit auch.

Jede Enttäuschung ist ein Hinweis, dass du bereit bist für die Wahrheit. aus dem Buddhismus

Jedesmal, wenn sich das Gefühl der Enttäuschung in dir ausbreitet, erhältst du Gelegenheit, etwas Neues über dich und deine Beziehung zu erfahren. Manchmal auch etwas Schmerzliches. Zum Beispiel, dass dein Gegenüber im Moment nicht auf dein Tauschangebot eingehen will. Das Leben ist so. Menschen haben unterschiedliche und wechselnden Bedürfnisse. Nicht jedes Tauschgeschäft kommt so zu Stande, wie wir es uns wünschen. Im Idealfall kannst du dir viele deiner eigenen Bedürfnisse nach Liebe, Fürsorge uvm. auch selbst erfüllen. Dann hast du weniger Notwendigkeit zu tauschen und kannst viel öfters – ohne Gegenerwartung – schenken.



Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page