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Die verscheuchten Elefanten

Ein Mann klatscht alle zehn Sekunden in die Hände. Nach dem Grund für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt er: „Um die Elefanten zu verscheuchen.“ "Elefanten? Aber es sind hier doch gar keine Elefanten!" Darauf er: „Na, also! Sehen Sie?“

aus "Anleitung zum Unglücklichsein von Paul Watzlawick


Ich liebe diese Geschichte von Paul Watzlawick. Er war nicht nur ein schaftsinniger sondern auch ein sehr humorvoller Mensch. Dieses schelmische Lächeln am Ende seiner Geschichten, vergewissert uns auch immer wieder unsere Empathie. So sind wir: bemüht und fehlbar. Und darin erkennen wir uns selbst wieder.



Angst lebt von der Vermeidung.


Das ist die Kernaussage der Geschichte der verscheuchten Elefanten. Die Elefanten bleiben für den Ängstlichen nur dadurch real, indem er sich permanent mit ihnen beschäftigt und Kraft aufwendet, sie fernzuhalten. Ob es diese Elefanten wirklich gibt, wie groß sie sind und ob überhaupt bedrohlich, spielt keine Rolle. Das ist das Wesen der Angst: Sie ist nicht logisch. Deshalb ist sie auch mit logischen Argumenten nicht zu beeindrucken.

Angst ist nicht logisch.


Ob es nun um Elefanten, die Dunkelheit, ein Virus, Ablehnung oder etwas ganz anderes geht - unsere Angst kann nur aufrechterhalten werden, wenn wir uns permanent damit beschäftigen, das was uns Angst macht, partout zu verhindern. Wir klatschen, lassen das Licht an, nähen Masken, stellen unsere eigenen Bedürfnisse zurück. So sind wir viel zu beschäftigt, um herauszufinden, was hinter unserer Angst eigentlich steckt. Dafür haben wir auch gar keine Zeit und außerdem - wir müssen doch klatschen! Wer weiß, was über uns hereinbräche, wenn wir gegenüber unserer Angst auch nur für einen Moment unaufmerksam würden?


Angst lebt von der Ungewissheit.


Sind Elefanten tatsächlich gefährlich, lauert in der Dunkelheit zwingend Gefahr, wie gefährlich ist diese Virus wirklich, gefährde ich meine Beziehungen, wenn ich auch einmal meine Meinung sage? All diese Gedanken leben nur von der Idee der Gefahr. Vielleicht sind da gar keine Elefanten. Oder zumindest nicht die, die ich mir in meiner großen Angst vorstelle. Oder ich stelle fest, ich kann ganz wunderbar souverän mit Elefanten, der Dunkelheit, meiner Verantwortung und sogar Ablehnung umgehen .


“There is freedom waiting for you,

On the breezes of the sky,

And you ask "What if I fall?"

Oh but my darling,

What if you fly?”

-Erin Hanson






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