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Nur kein Streit!

Oder doch? Es gibt Menschen, die streiten gerne und andere, die mögen sich gar nicht streiten. Für die einen bergen Konflikte Entwicklungsmöglichkeiten, andere befürchten dadurch ein Sich-entzweien.


Wie ist das nun in Beziehungen? Sind Auseinandersetzungen gut oder schlecht? „Kommt darauf an“, heißt die zunächst ausweichende Antwort. Werfen wir auf einen Blick auf die feinen Unterschiede:


Wann sprechen wir von einem Konflikt?

Im Konflikt (von lateinisch conflictus für „Zusammenstoß“) prallen unterschiedliche Meinungen aufeinander. Konflikte können wir zu allen möglichen Themen und auch mit allen Menschen haben. Dabei geht es um sachliche Inhalte, daher können auch die Lösungen auf der Sachebene gefunden werden. Alltägliche Konflikte lösen wir häufig, ohne sie als übermäßig belastend wahrgenommen zu haben. Denn die emotionale Aufladung von Konflikten ist in der Regel eher gering.


Anders beim Streit.

Im Streit diskutieren wir nicht (mehr) über sachliche Inhalte. Wir wehren ab, verteidigen, greifen an. Wir streiten um unser Weltbild, unsere Werte, unsere Vorstellung. Wir streiten darüber, wie die Welt zu sein hat bzw. eben nicht zu sein hat und wie sich die Menschen (besonders unser/e Partner/in)darin verhalten sollten oder eben nicht. Hier wird es sehr persönlich. Wir verlassen die Sachebene und finden uns auf der emotionalen Ebene wieder. Und genau das möchten wir eigentlich im Streit: Sachliche Gründe beiseiteschieben, damit der Blick für den anderen frei wird, auf unsere Gefühle. Doch wehe, unsere Streitpartner*in sieht unsere Gefühle nicht.


Und dann ist da noch die destruktivste Fort der Auseinandersetzung, die Aggression.

Sie ist feindselig, angreifend, desinteressiert an Argumenten und zielt lediglich auf die Abwertung und/oder Vernichtung (nichtig = ohne Wert) des Gegenübers ab. In der Aggression ist weder Verbundenheit mit den eigenen Bedürfnissen und Gefühlen spürbar, noch Raum für die Bedürfnisse und Gefühle des Gegenübers. Hier geht es um Macht und die Abwertung des anderen. Im Übrigen können auch Nichtbeachtung, Schweigen usw. Formen von Aggression sein.




Was heißt das

in der Praxis

für die Paar- und Beziehungstherapie?





Konflikte sind aufgrund der geringen emotionalen Aufladung selten Anlass für eine Paar- bzw. Beziehungstherapie.


Paare in Aggression sind nicht arbeitsfähig. Eine gemeinsame therapeutische, sprich heilende Arbeit ist hier schlicht nicht möglich. Daher gilt es zuerst, die Eskalationen zu stoppen, klare Grundregeln für Kommunikation zu vereinbaren und behutsam die Wahrnehmung des emotionalen Befindens zu üben.


Paare streiten. Das ist an sich nicht schlecht. Paaren die streiten, liegt noch etwas aneinander. Denn das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass sondern Gleichgültigkeit. Daher sind streitende Paare noch viel mehr miteinander „in Beziehung“ als Paare, die sich mit Gleichgültigkeit begegnen. Gleichzeitig kann erlernt werden, „effektiver“ zu streiten. Mit möglichst geringer emotionaler Aufladung, dem wieder Zeigen und Wahrnehmen von Gefühlen und gemeinsamen sachlichen Lösungen.

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